Direktor der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn 1984-2008.
Nach dem Abitur studierte Karl Hengst Philosophie und Theologie in Paderborn und München. Sein Studium beendete er 1963 mit der theologischen Abschlussprüfung. Ein Jahr später empfing er durch Erzbischof Lorenz Jaeger die Priesterweihe. Es folgten neun Jahre Arbeit in der Seelsorge, die den bodenständigen Priester auch weit übe diese Zeit hinaus prägten. Bereits in dieser Zeit der pastoralen Tätigkeiten hatte Hengst angefangen, seinen historischen Interessen entsprechend, den Grund für seine späteren wissenschaftlichen Arbeiten zu legen. 1973 hatte er seine Forschungen und Quellenstudien bereits so weit vorangetrieben, dass er seine Dissertation vorlegen konnte.
Schon die Thematik dieser Dissertation mit dem Titel „Kirchliche Reformen im Fürstbistum Paderborn unter Dietrich von Fürstenberg (1585-1618)“ zeigt seine enge Verbundenheit mit dem alten Hochstift, zugleich gibt die intensive Beschäftigung mit der Paderborner Bistumsgeschichte den weiteren akademischen Lebensweg vor.
1980 konnte er seine Habilitationsschrift in Bochum einreichen. Nun waren die Wege geebnet für die Übernahme eines akademischen Lehramtes. Erzbischof Degenhardt berief ihn bereits 1980 auf die neu eingerichtete Professur für „Kirchengeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Bistumsgeschichte“ an die Theologische Fakultät Paderborn.
Als Direktor der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn (1984-2008) machte sich Hengst besonders um die Erschließung und Erhaltung (Restaurierung) von bedeutenden Kulturzeugnissen, insbesondere von Frühdrucken und Handschriften, in Paderborn verdient. So war er vor allem als Mitherausgeber des „Paderborner Inkunabelkatalogs“ und als Initiator und Gründungsvorsitzender des „Fördervereins der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn e.V.“ (1987) aktiv. Durch die Arbeit und finanzielle Unterstützung dieses Fördervereins wurden zahlreiche alte, zum Teil äußerst wertvolle Bücher und Manuskripte restauriert und damit für die wissenschaftliche Auswertung erst wieder zugänglich gemacht.
Zunächst jedoch war das tägliche Brot von Karl Hengst als Bibliotheksdirektor die innere Organisation der Bibliothek selbst wie zum Beispiel die Beseitigung eines gewissen Renovierungsstaus. Die Magazinräume wurden, nachdem ganze Berge von unbrauchbaren Bücherdubletten entsorgt worden waren, neu gestrichen, die Arbeitsräume zusätzlich auch mit neuen Möbeln ausgestattet. Die Bibliothek erhielt in bestimmten Bereichen neue Fußböden und eine neue Beleuchtung; sie wurde dadurch sauberer, ordentlicher und durchsichtiger. Hengst hat diese Bibliothek aber nicht nur geleitet, sondern auch in ihr und mit ihr geforscht, insbesondere natürlich zur Geschichte der Kirche von Paderborn. Dafür hat er zahlreiche Bücher, Handschriften, Akten und sonstige Quellen benutzt und ausgewertet. Die Publikation solcher Quellen war ihm ein besonderes Anliegen, da, wie er oft betonte, durch die Bereitstellung des Quellenmaterials weitere Forschungen angeregt und erleichtert würden.
Die Bedeutung der Bibliothek für die Bistumsgeschichte und auch umgekehrt die Bedeutung der Bistumsgeschichte als eines der prominentesten Sammelgebiete für die Bibliothek hat Karl Hengst in seinem fast 25-jährigem Wirken als Bibliotheksdirektor in ganz besonderer Weise geprägt. Er sah die Aufgabe gerade der EAB, sich diesem Fach besonders zu widmen, nicht nur weil es hier eine große und bedeutende historische Tradition gibt, die sich in den Namen Honselmann und eben auch Hengst konkretisiert. Wer, wenn nicht die Erzbischöfliche Akademische Bibliothek, sollte und könnte sich der Geschichte der Kirche von Paderborn besonders zuwenden? Karl Hengst hat auch als Bibliotheksdirektor immer einen besonderen Schwerpunkt auf diese Bücher und Materialien gelegt, die sich ja dann in eine umfassende Reihe von wertvollen älteren Dokumenten und Zeugnissen zur Glaubensgeschichte dieser Ortskirche einreihen, die – wie er es sah – auch in Zukunft nicht abbrechen sollte.